Maurizio V ist eine Art V-Mann der Gesellschaft. Ein verdeckter Ermittler im Alltag, der die lebensechten Absurditäten bei anderen und sich selbst sucht und findet. Dabei nimmt der Liedermacher weder sich noch sein Werk wirklich ernst, auch wenn er durchaus ernsthafte Gedanken formuliert. Vorurteile und Scheinheiligkeit, wirtschaftlicher Leistungsdruck und politische Plattitüden sind seine Themen, die Kurts und Jans aus der Nachbarschaft und die Ministerpräsidenten der Welt seine Protagonisten.
Die provokativen, ironischen, manchmal auch einfach nur vermeintlich sinn- und zwecklosen Texte sind schonend verpackt in einfache und melodiöse Arrangements. Stilistisch passt Maurizio V in keine Schublade, zu sprunghaft sind die musikalischen Vorlieben des Hobby-Keyboarders. So werden die Songs im Homestudio von Fall zu Fall mit elektronischen Beats, schwülstigen Piano-Sequenzen oder rockigen Riffs unterlegt.
Eigentlich ist Maurizio V gar kein Künstler. Der gut 40-jährige Liedermacher aus der Schweizer Kleinstadt Aarau ist hauptberuflich Veranstaltungstechniker. Während der Corona-Pandemie stieg die Sehnsucht nach Musik und Mischpulten so sehr ins Unermessliche, dass sich Maurizio V dazu entschieden hat, seine alte Leidenschaft für mittelprächtiges Musikschaffen neu zu beleben.
Als ehemaliger Sänger einer Rockband weiss er, dass man Töne treffen kann, aber nicht zwingend muss. Als Texter sind seine Fähigkeiten mit dem Alter gereift, aber immer noch Mittelmass. Und die Arbeit im Tonstudio bereitet ihm - als Techniker auf Entzug quasi - sowieso sehr viel Spass. Maurizio V ist deshalb zu einem Liedermacher geworden, der diesen Namen wirklich verdient. Er macht Lieder, von A bis Z, von der ersten Textidee bis zum fertig produzierten Song. Ein richtiges Ein-Mann-Orchester eben.
Inzwischen hat die Liebe zur Musik (und zur Bühne) den Liedermacher wieder richtig eingeholt. Er tourt nun vor allem als Keyboarder mit der Band Me & The Operators (mit etwas seriöserem Anspruch) durch das Land.
Mehr zur Person hinter Maurizio V:
und warum maurizio v?
Der Musiker hinter diesem unglaublich originellen Pseudonym ist Sohn eines halben Italieners, folglich also selbst ein Viertel-Italiener.
Getauft ist Maurizio V auf die französische Variante des Vornamens Moritz. Allerdings ist die Aussprache der italienischen Version gegenüber der französischen Originalversion eindeutig einfacher, was für den angestrebten Erfolg des Ein-Mann-Orchesters im deutschsprachigen Raum von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein könnte.
Und Moritz geht einfach nicht auf einem Album-Cover. Ausser die Platte ist von Wilhelm Busch.
Aus einer fernen Zeit...
... berichtet die Sage, dass Maurizio V vor seiner einsamen Homestudio-Karriere einmal ein lokal durchaus bekannter Musiker gewesen sei. Als Frontmann einer Mundartrock-Band (Lieder in Schweizer Dialekt, Anm. der Redaktion) mit einem ebenso schwer nachvollziehbaren Namen tourte er durch das ganze Land.
Mit "deteil" (der Name dieser Band, Anm. der Redaktion) absolvierte Maurizio V in diesem früheren Leben eine ganz beachtliche Anzahl von Live-Konzerten, irgendwo zwischen 200 und 300. Vom kleinen Auftritt an Privatfesten über Jugendfest-Konzerte und Club-Gigs bis zu einigen wenigen Festival-Auftritten.
Es stimmt also schon, wenn er dann und wann von wilden Zeiten erzählt in seinen Songs. Zumindest in seiner Erinnerung (und die ist lückenhaft, was die These eher unterstreicht als widerlegt, Anm. der Redaktion) waren es sehr wilde Zeiten. Also für schweizerische Verhältnisse.